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Siegfried Wagner: Opernführer

Internationale Siegfried Wagner Gesellschaft e.V., Bayreuth

 

Der Friedensengel
In drei Akten
Op. 10 (1914)

Uraufführung:
Badisches Landestheater Karlsruhe
4. März 1926
Die nachstehende Inhaltsübersicht wird auch als pdf zum Download angeboten !



Personen

Willfried

 

Tenor

Eruna, seine Frau

 

Sopran

Frau Kathrin, seine Mutter

 

Alt

Mita

 

Sopran

Balthasar

 

Bass-Buffo

Der Doktor

 

Tenor-Buffo

Der Pfarrer

 

Bass-Bariton

Gundel, Anselm, ein Brautpaar

 

Sopran, Tenor

Reinhold

 

lyrischer Tenor

Gerta

 

Mezzosopran

Der Freigraf des Fehmgerichts

 

Bass

Ruprecht

 

Bariton

Rudi, Knecht

 

Bass

Ein Fronbote
Das Graumännlein
Der Heilige

 

 

 

 

 

Zeit:
Ort:

 

16.Jahrhundert
Franken

 


Vorgeschichte

Auf Drängen seiner Mutter Kathrin hat Willfried die ihn liebende Eruna geheiratet. Der auf diese Weise von Eruna verschmähte Freier Ruprecht wartet auf eine Gelegenheit, Revanche zu üben. In seiner freien Liebe zu Mita findet Willfried das, was er in seiner ehelichen Beziehung vermisst und will daher seine Ehe lösen.

 


Erster Akt

  1. Eruna, Willfrieds Gattin, kompensiert ihre unglückliche Liebe durch tätige Hilfe, die sie anderen Liebenden zuteil werden lässt. Dem Brautpaar Gundel und Anselm hat sie Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt und ihr Haus für deren bevorstehenden Polterabend zur Verfügung gestellt.
  2. Im Gespräch mit Kathrin sucht Eruna nach Gründen für Willfrieds Entfremdung. Kathrin soll Mita ins Gewissen reden. Da sie befürchtet, dass Willfried einen Arzt nötig hat, will Kathrin nach dem Doktor schicken.
  3. Balthasar, ein Dorf-Philosoph, kommt zu früh zum Fest. Als zweiter Gast tritt der Pfarrer ein. Als Neuigkeit gibt Balthasar zum besten, dass sich ein junges Mädchen aus unglücklicher Liebe umgebracht hat. Der Pfarrer schimpft auf die gottlose Jugend und betont, dass Selbstmördern das kirchliche Begräbnis verwehrt wird. Als der Pfarrer eben den Wein genießen will, erklingt die Vesper-Glocke und hält den Geistlichen ungebührlich lange vom Trinken ab. Der als dritter Gast eintretende Arzt wird von Kathrin sogleich im Fall Willfried um Hilfe gebeten. Der Arzt, ein begeisterter Anhänger der Schädelmessung, wittert einen geeigneten Fall für ein Experiment. Damit Willfried nichts merkt, lassen sich auch die anderen Gäste den Schädel messen, aber Willfried durchschaut an der Gründlichkeit des Doktors die Absicht. Der Doktor befürchtet eine Geistesverwirrung, und der Pfarrer fordert Willfried schlichtweg auf, zur Beichte zu kommen.
  4. Nach Abgang der Gäste bittet Willfried Eruna, ihn frei zu geben, aber sie willigt nicht ein. Mit einem Vorwand erreicht Kathrin, dass Willfried das Zimmer verlässt, denn eben ist Mita angekommen. Kathrin drängt auf eine Aussprache der Rivalinnen.
  5. Mita ist nur gekommen, um dem Brautpaar einen Blumenstrauß zu schenken, sich bei Eruna zu entschuldigen und zu verabschieden, da sie das Dorf verlassen will. Die Mutter führt Eruna hinaus.
  6. Willfried hat Mitas Stimme gehört und eilt herein. Sie wird von ihm in ihrem Entschluss verunsichert. Er will sie zur Flucht »ins ewige Lenzesland« überreden, die mit Hilfe eines gütigen Helfers, des Friedensengels, möglich sei. Als Mita erkennt, dass sich hinter diesem Friedensengel ein Dolch verbirgt, bekommt sie Angst, denn sie hängt am Leben. Als sie erschreckt »Mörder« ruft, entschließt sich Willfried allein für den Freitod. Er schreibt einen Abschiedsbrief an die Mutter und legt ein Kruzifix daneben, dann verschwindet er im Nebenzimmer. Mita wagt nicht, ihm zu folgen und flieht, als sie Stimmen vernimmt.
  7. Kathrin entdeckt ihren toten Sohn. Damit er kirchlich beerdigt werden darf, ersinnt sie eine List: der Knecht Rudi soll den Toten in den Wald schaffen, damit es so aussieht, als sei er von Räubern überfallen worden. Der Knecht schwört Verschwiegenheit und macht sich ans Werk.
  8. Die Hochzeitsgäste geleiten das Brautpaar in einem Fackelzug herein. Der von Balthasar geforderte Trinkspruch erweist sich als eine Warnung vor der Ehe, ein Lob seiner Witwerfreiheit. Er rät dem Brautpaar, besser ohne eheliche Bindung zusammenzuleben. Durch einen Windstoß werden zunächst einige, dann alle Lichter im Raum gelöscht. Balthasar zitiert den Volksaberglauben, nach dem dies ein Zeichen dafür ist, dass die Seele eines Selbstmörders davonfliegt und ein Grab sucht. Als nur noch der Mond die Szene beleuchtet und die Gäste erregt durcheinanderlaufen, schreit Eruna plötzlich auf: sie glaubt die Gestalt eines Graumännchens auftauchen und durch die verschlossene Tür in jenem Zimmer verschwinden zu sehen, in dem sich Willfried das Leben genommen hat. Das Licht wird wieder angezündet, und das Fest nimmt seinen Fortgang.

 


Zweiter Akt

  1. Nach ihrer Flucht ist Mita in ein Kloster eingetreten. Doch hat sie hier nicht gefunden, was sie suchte, und ist entschlossen, sich neuem Leben und neuer Liebe zuzuwenden. Sie will ihre Jungendliebe Reinhold aufsuchen.
  2. In jenem Dorf angelangt, das Reinhold bewohnt, begrüßt sie die neu gewonnene Freiheit, genießt den Frieden der Natur als das bewusste Glück des Augenblicks.
  3. Reinhold erkennt Mita zunächst nicht wieder, umarmt sie dann aber und erzählt ihr von all den Amouren, die er seit ihrem Fortgang hatte. Außerdem hat er geheiratet, Gerta, einen »guten Drachen«, die er sich absichtlich erwählt hat, damit seine ungebändigte Erotik etwas gezügelt werde. Mita soll wenigstens für einen Tag, unerkannt von Gerta, Magd im Hause spielen und Reinholds Leidenschaft genießen. Als Gerta ihn ins Haus ruft, versteckt er Mita in der Laube.
  4. Der Fronbote schlägt einen Steckbrief der Fehme gegen Mita an, die man für die Mörderin Willfrieds hält. Balthasar, der zur Kirchweih aus Kronach in dieses Dorf kommt, berichtet Gerta und Reinhold über Hintergründe der Suchaktion und über die Foltermethoden der Fehme. Ruprecht, Erunas einst verschmähter Freier, ist der Anführer der Ankläger.
  5. Zunächst ist Reinhold eifersüchtig auf Mitas Liebe zu Willfried, überlegt sich aber doch, dass er sie am liebsten als zweite, zusätzliche Frau an seiner Seite hätte und spielt mit dem Gedanken, Moslem zu werden.
  6. Er verspricht Mita, ihr zu helfen, wird jedoch von Gerta überrascht, als er Mita küsst. Als Gerta erfährt, wen sie vor sich hat, flicht sie Mita einen Strohkranz – das Zeichen für Buhlerinnen – um den Arm und bindet sie an die Säule vor der Kirchentür, um sie dem Spott der Gemeinde preiszugeben. Reinhold will Mita befreien und ihr den Kranz abnehmen, aber Mita bekennt sich zu diesem »Schmuck«. Die Landschaft scheint ihr verändert, der Friede auf ewig entschwunden.

 


Dritter Akt

  1. Am Fuß der Staffelsteine, der Gerichtsstätte des Fehmegerichtes, verhört der Freigraf Mita. Das Urteil lautet auf Verbannung. Danach wird Rudi verhört, doch der Knecht schweigt beharrlich. Kathrin beteuert seine Unschuld und verstrickt sich dabei selbst in Widersprüche. Ruprecht fordert, dass die Leiche Willfrieds exhumiert wird. Als Rudi gefoltert werden soll, vertraut Kathrin, auf Zuspruch des Pfarrers, dem Freigrafen die Wahrheit an. Der verkündet nun lauthals Kathrins Geständnis, woraufhin Ruprecht das Recht auf seiner Seite hat: die Überreste Willfrieds sollen ausgegraben werden, da ein Selbstmörder nicht auf dem Friedhof bestattet sein darf.
  2. Eruna versucht, Kathrin von der Sinnlosigkeit, sich der aufgehetzten Bauernrotte entgegenzustellen, abzubringen, aber Kathrin überschüttet Eruna mit Vorwürfen. Der Pfarrer verspricht Kathrin, Willfrieds Grabstätte heimlich zu weihen, was Kathrin jedoch entschieden zurückweist.
  3. Vergeblich versuchen Kathrin und Eruna, Ruprecht durch vernünftige Argumente von seinem Vorhaben abzubringen. Um an Willfrieds Grab zu gelangen, entfernen die Bauern zunächst ein Gebüsch. Dahinter erblicken sie Mita, tot auf Willfrieds Grab liegend. Doch auch nachdem sie Mitas Leiche entfernt haben, wagen die Bauern nicht, das Grab zu öffnen, da sie dahinter eine Gestalt zu sehen vermeinen. Alle – bis auf Ruprecht – hören aus der sich erleuchtenden Kirche einen epischen Chor, der von der Möglichkeit des Friedens in der Welt kündet. Ein Teil der Bauern glaubt zu sehen, wie Engel ein Grab öffnen und Mitas Leiche bestatten. Dankbar betet die Mutter den Friedensboten als »heiligen Christ« und »Friedensengel« an.

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