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Siegfried Wagner: Opernführer

Internationale Siegfried Wagner Gesellschaft e.V., Bayreuth

 

Der Heidenkönig
In drei Akten und einem Vorspiel
Op. 9 (1913)

Uraufführung:
Städtische Bühnen Köln
16. Dezember 1933



Personen

Bodo, im »Geheimen Bund«
Kriwe-Kiweito (Oberpriester)

 

Bass

Wera, im »Geheimen Bund«
Waidelottin

 

Alt

Radomar

 

Tenor

Ellida

 

Sopran

Gelwa, Waidewut,
Krodo, Geschwister

 

Sopran, Tenor (Charakterrolle),
Bass-Bariton

Der Mönch

 

Tenor oder lyrischer Bariton

Jaroslaw,
Anführer einer polnischen Truppe

 

Bariton

Hoggo, ein Mühlknecht

 

Bass

Ein Mädchen

 

Sopran

Eine Magd Gelwas

 

Sopran

 

Richter, Waidelotten (Priester), Waidelottinnen, Sigonotten (Unterpriester)

 

 

 

Die Handlung spielt in den preußischen Landen zur Zeit der polnischen Eroberung; 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts.

 


Vorspiel

Die Polen haben die Wenden unterworfen und christianisiert. Ein Mönch belauscht am Stumpf der gefällten Eiche von Romowe die nächtliche Versammlung der Heiden, die nur äußerlich zum Christentum konvertiert sind, aber weiter an ihren heidnischen Göttern festhalten. Wera und Bodo, Waidelottin und Kriwe-Kriweito im »Geheimen Bund«, beklagen den Tod des Heidenkönigs. Die Leiche haben sie wieder ausgegraben, um sie ihrer Religion gemäß zu verbrennen. Als neuer König soll Radomar ernannt werden, doch er fehlt in der geheimen Runde. Als die Leiche verbrannt werden soll, gibt sich der Mönch zu erkennen und zwingt die Heiden zum Schwur auf den christlichen Glauben. Scheinbar geht die Versammlung darauf ein, schwört jedoch mit der versteckt gehaltenen linken Hand ab.

 


Erster Akt

  1. Der Mönch beschwört Radomar, bei Christi Lehre zu bleiben, die Wahl zum Heidenkönig nicht anzunehmen. Bauern schlagen auf eine Birke ein, in der ein Geist stecken soll, der ihr Vieh verhext habe. Als sie den Mönch erkennen, fliehen sie. Doch auch der drischt auf den Baum ein, da er ihn dem Satan verfallen glaubt. Und im Eichenstamm, hinter Radomar, glaubt der Mönch die Gestalt des Gottes Percunos wahrzunehmen.
  2. Radomars Zweifel, die Heidenkrone anzunehmen, werden bestärkt durch seine Frau Ellida, die geträumt hat, die Krone sei vergiftet. Sie bittet ihn um Verzeihung wegen des Ehebruchs, den sie begangen hat. Radomar gewährt ihren Wunsch.
  3. Gelwa höhnt Radomars Milde, hatte sie sich doch bereits mit Radomar halb verlobt geglaubt. Namens der polnischen Majestät verlangt der Polenführer Jaroslaw Unterkunft für sein Heer.
  4. Gelwa bittet ihren Bruder Krodo um Hilfe gegen Ellida. Sie beschließen, den Gölz, eine Strohpuppe, auf das Dach von Radomars Haus zu binden, eine alte Sitte bei Hochzeiten, wenn einer der Eheleute zuvor bereits einen Liebhaber hatte.
  5. Jaroslaw horcht den Mönch nach den Führern der Heidenbewegung aus. Der Mönch beruft sich hingegen auf den Schwur, den ihm alle geleistet haben.
  6. Auch Ellida wird von Jaroslaw nach dem Heidenkönig ausgehorcht und mit Hilfe eines Ringes erpresst: Dieser Ring ist ein Erbstück von Radomars Mutter und war Ellidas Ehering; durch eine List war er jedoch in die Hand ihres Liebhabers Otmar und von diesem an Jaroslow gelangt. Ellida willigt ein, sich am nächsten Abend mit Jaroslaw zu treffen.
  7. Gelwa, der die vertrauliche Situation zwischen Jaroslaw und Ellida nicht entgangen ist, gibt sich Jaroslaw gegenüber als Ellidas Freundin aus, um mehr zu erfahren. Die Gemeinde kehrt aus der Kirche zurück. Einige verspotten Gelwa, sie habe sich zu früh auf die Hochzeit mit Radomar gefreut. Gelwa ruft wilde Geister, Ragaina und Magilla, um Hilfe an.
  8. Mit einigen Helfern legt Krodo den Gölz auf den Giebel von Radomars Haus. Radomar hält Krodo fest und erfragt die Bedeutung der Puppe. Krodo erklärt ihm zynisch, sie stelle Otmar, den Geliebten Ellidas, dar. Weil sein Weib eine Kriegsbuhle sei, könne Radomar nicht Heidenkönig werden. Radomar ersticht Krodo; der Sterbende ruft seinen Bruder Waidewut zur Rache an Radomar auf. Ellida bittet Radomar erneut, sie gehen zu lassen, da sie ihm nur Unglück bringe, doch er entgegnet ihr, er halte sie seines Schutzes durchaus für würdig.

 


Zweiter Akt

  1. Wie bereits vom christlichen Gericht, so wird Radomar auch in der Verhandlung des geheimen Gerichts der Anklage des Mordes an Krodo freigesprochen. Gelwa und Waidewut haben die Verhandlung belauscht. Gelwa will Waidewut am Tage seiner Amtshandlung als Waidelott, beim Fest zu Ehren des Gottes Kupâlo, zur Königswürde verhelfen. Damit die Polen nichts merken, sollen sie zum Trinkgelage geladen werden; Gelwa hat bereits einen Schlaftrunk gebraut.
  2. Mit Spottliedern, dem mit Kraut versetzten Wein und mit Hilfe einiger Mädchen, die sich den Polen hingeben, schläfern die Wenden die Polen ein und fesseln dann die Schlafenden.
  3. In einer großen Scheune bereitet der Mühlknecht Hoggo die Kupâlo-Feier vor: er schmückt das Götzenbild des Kupâlo, zündet das »ewige Feuer« an und trinkt aus dem Trinkhorn des Götzen. Mit Priestergewand, Bart und Perücke wandelt sich Waidewut zum Waidelotten, Hoggo steigt in das Götzenbild. Dem eintretenden Volk predigt der Waidelott, lässt einen Bock opfern und reisst die Gläubigen zur Buße an den Haaren. Das nur halb gefüllte Trinkhorn bedeutet, dass der Mühlgott noch immer nicht besänftigt ist. Das Volk wird unwillig und wirft das Standbild in den Mühlbach. Dann kirweiten die Heiden, d.h. sie feiern bei Bier und Braten. Eben reicht eine Magd Radomar einen Brief Jaroslaws, als mit Krachen das Scheunentor aufspringt und der Erntegott Kupâlo wieder im Eingang steht. Das Volk sinkt anbetend in die Knie, nur Radomar durchschaut den faulen Zauber. Waidewut zeiht Radomar des Verrats an den alten Göttern, beschuldigt ihn, ein Verbündeter des Christentums und der feindlichen Polen zu sein. Die Menge will über ihn herfallen, aber Radomar schlägt mit einer Axt auf das Standbild ein, aus dem der verschüchterte Hoggo hervorkommt. Das »ewige Feuer« wird umgeworfen und verlischt. Draußen ertönt die Stimme der Wehklage. Radomar erklärt, wer ihr Jammern vernehme, dem nahe Elend, wer sie jedoch sähe, dem bringe sie Tod. Als das Volk betend niederkniet, nimmt das Wimmern ab.
  4. Jaroslaw entfesselt die polnischen Soldaten und schickt sie fort. Ellida kommt zum vereinbarten Treffen, doch verrät sie Jaroslaw nicht, wer der erwählte Heidenkönig ist. Jaroslow erpresst sie erneut: wenn sie ihm nicht Auskunft gebe, so werde er Radomar den Ring bringen. Listig verrät Ellida, jener sei der Heidenkönig, der in der folgenden Nacht am Fuß des Rombinos-Hügels gekrönt werde. Doch Jaroslaw ist noch nicht zufrieden und fordert Ellidas körperliche Hingabe, bevor er ihr den Ring zurückgibt. Als Ellida willenlos in Jaroslaws Armen liegt, kommt Radomar hinzu. Er will Jaroslaw zum Kampf fordern, aber Ellida wehrt ihm: sie habe ihn erneut verraten, und der Stein des Eheringes sei zu Glas verblichen. Mit den Worten »Sei froh, sei frei!« verlässt sie ihn. Erneut vernimmt Radomar die Stimme der Wehklage.

 


Dritter Akt

  1. Der Kriwe-Kriweito Bodo wird von Waidewut erpresst, um die Durchführung von seinen und Gelwas Racheplänen gegen Radomar in die Tat umzusetzen. Bodo soll verkünden, Percunos' Willen gemäß führe nur ein Weg zum Sieg, der Opfertod des Königs selbst.
  2. Gelwa empfindet die Schwelle ihres Hauses als entweiht, als Ellida eintritt, und sie entfacht ein Räucherwerk zur Reinigung. Ellida bietet ihr zwei Hölzer zur Wahl, die Radomar und Waidewut symbolisieren; eines davon soll Gelwa ins Feuer werfen, des einen oder anderen Tod symbolisierend. Ellida fragt Gelwa, ob sie Radomar wirklich liebe. Sie, Ellida, habe Radomar zwar wiederholt mit ihrem Körper verraten, aber ihr Herz sei ihm treu, wohingegen Gelwas Tugend nur Klugheit und ihre Keuschheit nur Kälte sei. Eine Magd meldet Radomars Ankunft. Ellida flieht durch eine Nebentür.
  3. Gelwa tut so, als bemerke sie Radomar nicht, opfert Blumen vor dem Bild ihres toten Bruders Krodo und spielt geistesgestört. Radomar fühlt sich an ihrem Unglück schuldig und bittet sie um Verzeihung. Aber Gelwa merkt, dass Radomar immer noch EIlida liebt und lehnt seine Werbung ab.
  4. In heller Mondnacht begehen die Waidelotten eine Opferfeier am Fuß des Rombinos-Hügels. Percunos' weißes Ross wird über neun ausgeworfene Speere geführt; der Schritt des Pferdes wird als Unheil gedeutet. Eben soll Radomar zum König gekrönt werden, als Ellida – im Gewand der Wald-Heiligen Poggesana – die Versammlung davon abhält; sie benutzt dabei die Argumentation Gelwas, Radomar sei unrein, da er um einer Dirne willen zum Mörder geworden sei. Eilida schlägt vor, Waidewut zum König zu krönen, Der wehrt sich Jedoch, insbesondere als Krodo den von Waidewut verfassten »Willen Percunos'« vorliest, dass sich der König opfern solle. Waidewut entreisst der falschen Priesterin die Verkleidung und ersticht Ellida, die in Radomars Armen stirbt.
  5. Die Wehklage wird sichtbar. Mit Gebärden des Jammers steigt sie den Rombinos-Hügel hinab. Waidewut höhnt auch diese Gestalt als Trugbild, würgt sie – und fällt gelähmt zu Boden. Doch er kriecht noch zum Opferstein und krönt sich selbst zum König.
  6. Die polnische Truppe, die unerkannt der nächtlichen Versammlung der Waidelotten beigewohnt hat, gibt sich zu erkennen. Jaroslaw lässt Waidewut abführen und die Priester fesseln. Es kommt zum Kampf zwischen Polen und Preußen, doch der Mönch gebietet Einhalt. Das Volk ist hin- und hergerissen zwischen den Worten des Mönchs und den Stimmen der Geister, die es in eine mit Schätzen gefüllte Höhle zu locken versuchen. Der Mönch vermag den heidnischen Zauber zu bannen. Das Volk, soweit es nicht der Verlockung erlegen ist, kniet zum Gebet nieder. Der Mönch konstatiert, dass Radomar durch eine Sünderin gerettet wurde.

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