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Siegfried Wagner: Opernführer

Internationale Siegfried Wagner Gesellschaft e.V., Bayreuth

 

Wernhart
Dichtung in drei Akten
Op. 12b (1929)

Zweite Fassung der Operndichtung
das liebesopfer





Personen

    Wernhart
    Seine Frau
    Irene, seine Tochter
    Hans, Wolf, Stiefbrüder
    Der Arme
    Der böse Jäger
    Die Wirtin
    Der Wirt

 

 

 


Vorgeschichte

Der plötzlich verarmte Wernhart hat dem bösen Jäger seine Tochter zur Frau und seine Seele als Gewinn versprochen, wenn der ihn von seinen Schulden befreit. Durch eine Goldmühle ist Wernhart daraufhin zu großem Reichtum gelangt. Aber die vereinbarte Frist von zehn Jahren ist fast verstrichen.

 


Erster Akt

Auf der Terrasse vor seinem Palast am Meer wird der reiche Wernhart von den Heimkehrern eines seiner Handelsschiffe begrüßt, empfängt Ehrungen und soll sogar geadelt werden, was er aber ablehnt. Auf das Drängen seiner Frau, warum er sich so seltsam verhalte, erzählt er ihr die zehn Jahre zurückliegende Begebenheit mit dem Fremden. Sie nimmt an, dass es sich bei jenem Fremden um einen Fürstensohn handelte, der sich nicht nach Befehl, sondern seiner Liebe folgend vermählen wolle. Wernhart aber will nicht warten, bis der Fremde wiederkehrt, sondern seine Tochter Irene bereits vorher verheiraten. Wernharts Frau plädiert für Hans, er dagegen für dessen Stiefbruder Wolf, dessen Tugenden er hervorhebt. Sie tadelt ihn, dass er zu ehrgeizig und nicht freigebig genug sei. Es gäbe bereits böse Stimmen, die behaupten würden, er wäre nicht durch Erbschaft, sondern durch einen Grabraub an seinen Reichtum gekommen. Anlässlich der Heimkehr des Schiffes wird ein Fest gefeiert. Ein Armer erzählt Wernhart, wie er dem Viehhändler, der ihm die letzte Kuh aus dem Stall geholt hatte, einen Stein an den Kopf geworfen habe. Nun müsse er doppelt für seine Schulden bezahlen. Er bittet Wernhart um Weizen, den er langsam abzahlen möchte. Wernhart gibt ihm einen Geldbeutel und bittet ihn nur um einen Gegendienst: der Arme soll nach Wernharts Tod drei Nächte an seinem Grab Wache halten. Der Bettler glaubt zunächst an einen Scherz, da Wernhart doch hundert Leute als Ehrengarde zur Verfügung habe, verspricht dann aber Wernhart das Gewünschte.

Irene stellt ihren Vater zur Rede, ob er sie gar nicht mehr liebe. Wolf kommt und prahlt, dass er einen Feind Wernharts durch Redekunst umgestimmt habe. Irene zeigt sich auf ihres Vaters Drängen zu ein paar nichtssagenden Glückwünschen bereit. Von Wernhart zur Rede gestellt, gesteht sie, dass sie Wolf nicht leiden könne. Er erwidert, Hans sei ein leichtsinniger Schlingel, der sie nur ihres Geldes wegen liebe. Hans kommt und küsst Irene stürmisch. Er merkt, dass sie etwas bedrückt, und schließt daraus, dass sein Stiefbruder Wolf ihm zuvorgekommen sei und Hans' Erfolg für den seinen ausgegeben habe. Er fragt, ob Irene seinen Hund Struppi gesehen habe. Um Hans' Liebe auf die Probe zu stellen, behauptet Irene, ihr Vater sei seit einer Stunde völlig verarmt. Als Tochter eines Bettlers werde Hans sie nun wohl nicht mehr lieben. Hans ist entsetzt darüber, wie sie ihn einschätzt und verlässt sie. Irene betrachtet ihr Tun als Fluch des Reichtums.

 


Zweiter Akt

In einem Wirtshaus lauern Wolf und sein Intimus darauf, Hans zu töten. Wolf, der anstelle von Hans Irene heiraten will, um in den Genuss ihres Reichtums zu kommen, überlässt es seinem Kumpan, Hans ein Pulver in den Wein zu schütten. Allein mit der Wirtin, gesteht ihr Hans sein Herzeleid und glaubt unter der Wirkung der Droge, Irene neben sich zu sehen, die er mit einem Kuss um Frieden bittet. Als der von Wolfs Kumpan aufgestachelte Wirt sieht, wie Hans die Wirtin küsst, stößt er Hans ein Messer in den Rücken. Wolf und sein Kumpan tragen den Leblosen fort. Die Wirtin beteuert ihrem Mann ihre und Hans' Unschuld, er aber glaubt ihr nicht und jagt sie fort. In Wernharts Festsaal redet Wolf auf Irene ein: Hans habe sich schnell getröstet und sei mit der Wirtin auf und davon gelaufen. Irene gibt sich selbst hierfür die Schuld. Als der Vater sie zur Hochzeit mit Wolf drängt, willigt sie schließlich ein. Die Gäste huldigen dem Brautpaar und nehmen an der Festtafel Platz. Auch der böse Jäger kommt und preist Wernhart, dass er Wort gehalten und nach zehn Jahren alle Gäste feierlich versammelt habe. Dann merkt er, dass kein Stuhl für ihn frei ist, und fordert Wolf auf, den Platz für ihn zu räumen. Wolf fordert von Wernhart, er solle den Fremden hinauswerfen. Schließlich wettet der Jäger, Wolf werde, wenn er sein Lied gehört habe, freiwillig aufspringen: Im Walde habe er das Geheul eines Hundes vernommen; der scharrte in der Erde, wo ein Ermordeter lag. Das Schilfrohr habe ihm erzählt, hier läge Hans, den sein Bruder durch eine Intrige umgebracht habe. Als Wolf den Jäger als Verleumder bezeichnet, enthüllt der, dass er selbst als Wolfs Kumpan an dem Komplott mitgewirkt hat. Tatsächlich springt Wolf auf und der Jäger setzt sich auf seinen Platz. Wernhart und Irenes Mutter fordern Wolf auf, seine Unschuld zu beschwören. Wolf schweigt und entfernt sich. Nun fordert der Jäger Irene zum Weib. Irene fragt, ob sie ein Stück Vieh oder eine Ware sei, dass sie so verschachert werden solle. Dies sei menschenunwürdig. Aber weil sie den Vater liebe, der dem Fremden offenbar zu Dank verpflichtet sei, willige sie ein, er solle ihr entgegengehen. Das aber vermag der Jäger nicht. Wütend ruft er Wernhart zu, er sei ihm verfallen. Dann stürzt der Palast ein.

Wernhart, seine Frau und Irene stehen in Bettlerkleidung inmitten der Trümmer. Die Mutter dankt Irene, die durch ihre Reinheit die Eltern von der Lüge befreit habe.

 


Dritter Akt

Wernhart ist gestorben und wie ein Selbstmörder in ungeweihter Erde im Wald begraben worden. Bereits die dritte Nacht hält der Arme, seinem Versprechen getreu, am Grab Wernharts, auf einer Waldlichtung, Wache. Da kommt Hans des Weges. Der Arme erkennt ihn, und Hans erzählt, wie er bewusstlos eingegraben lag, aber von einem Wanderer gerettet wurde, der durch das Geheul von Hans' Hund aufmerksam gemacht worden war. Der böse Jäger kommt, um Wernhart zu holen, aber Hans widersetzt sich ihm und ist nur bereit, den Platz zu verlassen, wenn der Jäger ihm einen Stiefel mit Gold anfüllt. Während der Jäger das Gold holt, schneidet Hans die Sohle des Stiefels heraus, damit das Gold hindurchfällt. Die Knechte des Jägers kommen mit Goldsäcken und beginnen mit ihrer Sisyphus-Arbeit. Als die Sonne aufsteigt, hat der Jäger das Spiel um Wernharts Seele verloren. Wernharts Frau und Irene kommen, um ein Birkenholz auf das Grab zu stecken. Der Arme bereitet Irene sanft darauf vor, dass Hans noch lebt. Als sie sich gegenüberstehen, fragt Irene ihn, ob er sie immer noch verachte. Hans aber betont, nur zwei Gefühle zu kennen, Mitleid und Liebe, und glücklich sinkt Irene in seine Arme. Dem Dankgebet der Liebenden schließen sich Irenes Mutter und der Arme an.

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