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Siegfried Wagner: Opernführer

Internationale Siegfried Wagner Gesellschaft e.V., Bayreuth

 

Die heilige Linde
In drei Akten
Op. 15 (1927)

Uraufführung:
Philharmonie Köln (konzertant)
17. Oktober 2001
Die nachstehende Inhaltsübersicht wird auch als pdf zum Download angeboten !



Personen

Arbogast,
König eines deutschen Stammes

 

Bariton

Hildegard, seine Frau

 

Sopran

Sigrun, seine Schwester

 

Sopran

Gundelind, seine Base

 

Mezzosopran

Fritigern, Königssohn
 eines benachbarten Stammes

 

Tenor

Ekhart

 

Bass

Philo, syrischer Freigelassener,
 Günstling des römischen Kaisers

 

Tenor

Cajus, dessen Kreatur

 

Bariton

Autonoë

 

Sopran

Antenor, Fischersohn aus Milet, Soldat

 

Bariton

Ein Graf

 

Bass

Ein Bote

 

Tenor

 

 

 

Zeit:
 

 

Drittes Jahrhundert unserer Zeitrechnung

Ort:

 

Erster und dritter Akt: Deutschland; zweiter Akt: Rom

 


Erster Akt

  1. Als Wortführer einer erregten Volksmenge tritt Ekhart auf König Arbogast zu und fordert, das Fällen der alten Linde, die einem uralten Glauben nach ein heiliger Baum ist, zu unterlassen. Der König entgegnet, dass der Baum ihm die Aussicht verderben würde. Ekhart will Arbogast allein, ohne den Römer Philo, sprechen, aber der König widerspricht diesem Ansinnen und stößt halblaut den Wunsch aus, von Ekhart befreit zu werden. Philo reagiert sofort und beauftragt einen römischen Söldner mit dem Mord.
  2. Philo gibt Arbogast gegenüber vor, eine Eingebung zu haben: ein ewiger Bund zwischen Rom und Arbogast. Er spricht an den König eine Einladung des römischen Kaisers zur Tausendjahrfeier aus, bei der auch der Neffe des Kaisers um Arbogasts Schwester freien will.
  3. Arbogast zeigt seiner Frau die vom römischen Kaiser als Geschenk entsandten Gaben. Doch Hildegard empfindet die Seiden und Schmuckstücke als zu fein für sich. Ein Bote ruft Arbogast zum Nerthus-Fest. Der König erklärt Philo den religiösen Brauch als Komödie für die gläubige Menge. Unsichtbar werde die Göttin Nerthus auf einem Wagen umhergefahren und von zwei Kriegsgefangenen zum Bade geleitet; der Preis für die beiden, die Göttin sehen zu dürfen, sei ihre anschließende Enthauptung.
  4. Fritigern, ein markomannischer Prinz, kommt inkognito, als Brautwerber Agilulf, zum Nerthus-Fest, um Sigrun, die Schwester des Kaisers, kennen zu lernen, da er um deren Hand anhalten möchte.
  5. Fritigern hält die dem Nerthus-Zug voranschreitende Hildegard für Sigrun und ist erleichtert, dass der Vater ihm diese Frau als Gemahlin zugedacht hat. Arbogast will die Regeln der Feier abwandeln und den Kriegsgefangenen, die Nerthus, die Göttin des Friedens gesehen haben, das Leben schenken, aber die Männer sagen, dass seine Gewalt hier ein Ende habe. Aufgebracht will er den Vorhang öffnen, hinter dem sich die Göttin verbirgt, doch Hildegard hindert ihn daran und lässt die Feier ihren Fortgang nehmen.
  6. Hildegard durchschaut Fritigerns Absicht. Sie heißt Sigrun, dem Abgesandten die Hand zu reichen. Fritigern ist entsetzt, dass seine Auserwählte die Königin ist. Arbogast erinnert Sigrun daran, dass sie die Wahl hat, Markomannenherrin oder römische Fürstin zu werden. Sigrun gegenüber schildert Fritigern den markomannischen Prinzen als hässlich und dumm – und sagt auch nichts von der Werbung.
  7. Fritigern zweifelt, ob er in Hildegard das Gefühl entfachen und so deren Ehe mit Arbogast zum Scheitern bringen darf.
  8. Eine Frau wird von einer Volksmenge mit Rutenschlägen vor sich hergetrieben. Ein Weib erklärt Philo, dass so Untreue gegenüber dem Gatten bestraft wird.
  9. Philo hat die Szene zwischen Hildegard und Fritigern miterlebt, zieht daraus Rückschlüsse und beabsichtigt, die Königin, die seinen Plänen im Wege steht, bei Arbogast anzuschwärzen. Er spricht Fritigern mit seinem richtigen Namen an, er verspricht ihm, ihn nicht zu verraten und fordert ihn auf, mit Arbogast und Hildegard nach Rom an den Kaiserhof zu ziehen.
  10. Arbogast setzt einen Landesverweser ein, verabschiedet sich von seinem Volk und fordert es auf, in seinen Lobpreis auf Philos Freundschaft einzustimmen. In diesem Moment wird der Mord an Ekhart entdeckt. Hildegard kniet an seiner Leiche nieder und bringt diesen Mord mit dem Fällen der heiligen Linde in Verbindung.

 


Zweiter Akt

  1. Auf der Terrasse vor seinem Haus hat Philo seine Handlanger um sich versammelt und erteilt ihnen Befehle, da der Kaiser – wie immer, wenn ein Fürst in der Stadt weilt, dessen Land er haben will – »erkrankt« ist und Philo zu seinem Stellvertreter ernannt hat. Dichter sollen Arbogast schmeicheln, die schönsten Mädchen ihn verführen, Priester sollen zwei Adler in der Luft sich küssen lassen, zum Zeichen, dass der Bund zwischen Arbogast und Rom geglückt ist, und sein Kumpan Cajus soll – als vorgeblicher Neffe des Kaisers – Sigrun ehelichen. Philo betätigt sich auch als Erbschleicher und inszeniert einen Aufstand gegen sich selbst, um seine Popularität zu festigen.
  2. Autonoë, ein zur Kurtisane des Kaisers aufgestiegenes Fischermädchen, soll als vorgebliche Nichte des Kaisers Arbogasts Frau werden.
  3. Da sich Hildegard geweigert hat, römische Tracht anzulegen, erscheint Arbogast ohne sie zu einem Fest, das ihm zu Ehren zelebriert wird. Ausgelassene Tänze finden statt, und die Auguren verkünden nach der präparierten Vogelschau, was Philo ihnen aufgetragen hat. Verspätet kommt Hildegard – aber in ihrer heimatlichen Tracht. Ob ihres Aussehens verspottet, rechtfertigt sie sich Arbogast gegenüber, dass römische Besucher, die zu ihnen nach Hause kommen, ja auch nicht ihre Tracht ablegen.
  4. Der von Philo inszenierte Aufruhr gegen sich selbst unterbricht das Fest: man wirft Philo Betrug, Raub, Mord und Verrat des Heeres an die Parther vor; Philo scheint bereit, sich töten zu lassen, falls diese Anschuldigungen stimmen sollten, aber in diesem Augenblick erscheint eine Flamme über seinem Haupt, die »Aufrührer« scheinen umgestimmt, und das Volk jubelt dem »Reinen« zu. Philo fordert die Festgäste auf, ihm nun zum Circus zu folgen.
  5. Hildegard will von dem blutigen Spektakel nichts wissen und bittet Arbogast, dem Circus ebenfalls fernzubleiben. Der versteht nicht, warum sie inmitten all der Festlichkeiten und Ehrungen nicht fröhlich ist, und geht allein zum Circus.
  6. Hildegard bittet die Götter, ihr Herz zu stärken, damit sie ihrem Gatten die Treue halten kann.
  7. Sigrun berichtet Hildegard aufgeregt, dass Agilulf in die Arena gesprungen ist und ein Mädchen aus den Krallen des Löwen gerettet hat. Ihr gefällt der markomannische Bote – ganz im Gegensatz zu dem ihr zugedachten Kaiser-Neffen Cajus. Das Volk fordert von Fritigern das gerettete Opfer zurück, aber ein römischer Ritter besteht darauf, dass der Gast des Kaisers nicht gekränkt werden dürfe. Im Hinblick auf neue Opfer läuft das Volk zum Circus zurück.
  8. Fritigern erklärt Hildegard den Grund, warum das Mädchen getötet werden sollte: sie ist eine Christin, die an einen Gott glaubt, der sich töten ließ, weil er Liebe und Mitleid lehrte.
  9. Philo gibt vor, eine Verschwörung sei gegen Arbogast und Hildegard im Gange, Arbogast habe er bereits gerettet, doch auch Hildegard müsse entfliehen, um sich fern, zwischen Clusium und Aretium, wieder mit Arbogast zu treffen; ob sie keinen Ritter wisse, der ihr auf der gefährlichen Fahrt beistehen könne. Fritigern bietet sich als Beschützer an. Sie fliehen beide in einem von Philo bereitgestellten Wagen.
  10. Philo erzählt Arbogast, der nach seiner Frau sucht, unter falschem Namen sei Fritigern Hildegard nach Rom gefolgt und nun gemeinsam mit ihr geflohen. Arbogast fällt es schwer, an die Untreue seiner Frau zu glauben, und er sucht weiter nach ihr. Philo preist sich selbst als einen Plautus und Terenz adäquaten Komödiendichter.
  11. Philo ruft Autonoë herbei, die den König verführen soll. Autonoë ist unglücklich, weil sie von niemandem wirklich geliebt wird. Arbogast hört ihren traurigen Gesang und erkennt in der Sängerin jene Frau, die ihm als Nichte des Kaisers vorgestellt worden war. Sie erzählt ihm von ihrer Einsamkeit und dem Wunsch, wieder aufs Land zu ziehen. Während Arbogast Autonoë umfangen hält, glaubt er Ekhart zu sehen, der mit entblößter Brust auf seine Wunde deutet; Arbogast verscheucht das Angstbild mit den Worten, nicht er habe ihn getötet, sein Wille sei es nicht gewesen. In einer offenen Verwandlung führt Autonoë Arbogast zum Altar der Isis. Eine Priesterin weissagt und fügt die Hände der beiden zusammen.

 


Dritter Akt

  1. In Arbogasts Heimat berichtet Gundelind den Männern, dass Hildegard von ihrem Mann verstoßen wurde und dass sie selbst vorsorglich Hildegards Söhnchen der Obhut einer Magd anvertraut hat. Arbogast hat sich beklagt, dass man ihm und seiner neuen Frau nicht den gebührenden Empfang bereitet hat.
  2. Er zeigt Autonoë zwei neue Bauwerke, die er für sie errichten lässt, einen kleinen Palatin und einen Isis-Tempel. Doch Autonoë ist noch nicht ganz glücklich. Arbogast soll ihr schwören, dass Hildegards Kind nur dann Thronerbe wird, wenn sie selbst ihm keine Erben schenkt. Boten melden die Ankunft Philos. Arbogast folgt ihnen hocherfreut.
  3. Antenor, ein Fischersohn aus Milet, Autonoës Jugendliebe, ist Soldat geworden, um in Rom in Autonoes Nähe zu sein, doch hat er sie dort nicht sprechen können. Nun ist er ihr in Arbogasts Reich gefolgt, erinnert sie an vergangene, glückliche Tage und fordert sie auf, mit ihm in die Heimat zu reisen.
  4. Autonoë reisst sich den Schmuck von Kopf und Armen. Gundelind, von der sie nach dem Grund ihres Vorgehens befragt wird, vertraut Autonoë an, dass sie nur eine Betrügerin ist, die durch Philo verleitet wurde und die nun dem Freund ihrer Kindertage nach Milet folgen wird.
  5. Aufgeregt berichtet Arbogast, dass Hildegards Vater, vereint mit Fritigern, den Kampf gegen sein Königreich angesagt hat. Nun hofft er auf die starke Hilfe von seiten Philos, doch der lehnt aufgrund anderer außenpolitischer Schwierigkeiten ab – es sei denn, Arbogast wäre bereit, im Süden des Landes die Grenzen Roms zu erweitern, die Hälfte des Waldertrages und ein Drittel des Heeres abzugeben. Außerdem wünsche sich der Kaiser – aus einer launischen Sammelbegierde – von Arbogast einen Teil der Nase, das linke Ohrläppchen und die zweite Zehe des rechten Fußes. Arbogast merkt, dass es Philo ernst ist und will des Kaisers Nichte herbeirufen lassen. Gundelind berichtet, was Autonoë ihr vor ihrer Flucht anvertraut hat. Philo gibt zu, alles gewusst zu haben. Es habe sich um eine Wette gehandelt, wie groß die Kindlichkeit der Barbaren sei. Außer sich, zieht Arbogast das Schwert gegen Philo, der nun seine Wette gewonnen sieht, da dieses Vorgehen Arbogasts größte Dummheit beweise.
  6. Jetzt erkennt Arbogast seine Verblendung. Er fragt Gundelind nach dem Verbleib seines Kindes aus der Ehe mit Hildegard und lässt sich von ihr zu der Hütte führen, in der sein Knabe verborgen ist. Sein Heer rüstet sich zum Kampf gegen Rom.
  7. In einer Ecke jener Hütte, in der der Thronfolger versteckt wurde, beobachten Gundelind und Arbogast verborgen Hildegards nächtlichen Besuch bei dem Kind. Auf Hildegards Klagen gibt sich Arbogast zu erkennen und bittet Hildegard um Verzeihung. Sie fordert ihn auf, mit dem Volk gegen Rom zu kämpfen.
  8. Fritigern sucht in der Hütte, ob sich Arbogast noch verborgen hält. Hildegard fragt ihn, ob auch er von Philo verblendet sei, da er den Bruderstamm bekämpfen wolle; er selbst habe ihr doch von einem Gott des Mitleids erzählt. Fritigern will von Arbogast nichts wissen; man könne nicht aus Mitleid einer Gattenpflicht gehorchen. Der ihr als Mann von den Göttern bestimmt sei, der sei anders, heiter, froh und treu.
  9. Arbogast ist im Kampf gefallen. An seiner Leiche schwört Fritigern Hildegard Treue gegenüber Arbogasts Land. Er fordert sie auf, nach Ablauf der Trauerzeit seine Frau zu werden. Hildegard gesteht ihre Liebe zu Fritigern. In ihrer Verbannung hat Hildegard neben der Hütte eine kleine Linde gepflanzt, die als Sinnbild der Treue und Eintracht heranwachsen soll, eine neue heilige Linde.

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